Verspätete Eisheilige

Bevor es diese Woche sommerlich heiss werden sollte, wollte ich unbedingt nochmals auf die Ski. Die etwas verspäteten Eisheiligen brachten auch wirklich kühle Temperaturen und wenig Neuschnee, so dass mich die Glarner Berge, wenn ich auf dem Balkon sass, verlockend weiss anstrahlten; nur schaffte ich es nicht, die kalten Nächte und die Arbeit vernünftig zu timen.

Vergangenes Wochenende klappte es dann doch. Am Freitag kam eine Kaltfront mit etwas Schnee daher. Der Samstagmorgen war herrlich klar und kalt – und ich musste arbeiten… Doch die Rückseitenbewölkung packte die Berge schnell wieder ein, konservierte den Schnee und die Nullgradgrenze verharrte unter 2000m. Am Sonntagmorgen hatte ich endlich Zeit und es bestand doch die Chance, dass es eventuell klappen könnte, der Schnee über Nacht gefriert und am anderen Morgen gutes Wetter sein könnte.

Weil ich aber am Samstag nach der Arbeit recht erschöpft war und die steilen 1100 Höhenmeter hinter Mollis mich nicht gerade magisch anzogen, kam ich erst um vier los. Zuerst fuhr ich quer übers Riet und weil es im Zielgebiet noch sehr verhangen war, machte ich noch einen Zwischenstopp beim Discounter. Vorher beim Packen hatte ich mit der Lawinenschaufel das Panasch geöffnet und so musste ich es schon im Keller trinken. Hier gab es nun Ersatz.

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Anschliessend fuhr ich weiter nach Mollis und da in die Steigung rein, die auf den ersten 600hm gar nicht so schlimm war. Die anschliessenden 500hm waren dann umso heftiger. V.a. das Stück, das ich schieben musste. Ich hatte zu viel Gewicht hinten – so hob es mir immer das Vorderrad vom Boden und ich war doppelt beschäftigt: Ich musste das Vorderrad unter Kontrolle halten und nebenbei noch etwas vorwärts kommen. Aber auch das ging bald vorbei.

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Bei Mittel Stafel war die Strasse fertig und eigentlich hatte ich ja ein bisschen gehofft, dass ich da auf die Ski umsteigen könne. Leider hatte es keinen Schnee weit und breit. Also musste ich mein ganzes Geraffel in meinen kleinen Bikerucksack umladen und die ganze Fuhre zu Fuss noch weitere 200hm hochtragen.

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Als ich auf dem ersten Schnee den Bach überqueren wollte, brach ich ein und füllte mir den einen Schuh mit Wasser. Aber obwohl die ganze Sache etwas mühsam war, freute ich mich sehr, endlich wieder einmal richtig in den Bergen zu sein und mich mit Bergproblemchen rumzuschlagen. Anschliessend kam ich bald auf Ober Stafel an und fand auf der Veranda einer Alphütte einen idealen Übernachtungsplatz. Weil ich den Windschutz vergessen hatte, musste die Lawinenschaufel diesen Part übernehmen.

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Irgendwann spät am Abend ging dann die Sonne tatsächlich noch unter. Der Sonnenuntergang ist halt spät im Mai.

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Am anderen Morgen wurde es dementsprechend früh auch wieder hell. Allerdings störte mich der Nebel, den ich aus dem Schlafsack heraus erkennen konnte. So war das nicht geplant! Ich wollte blauen Himmel! Darum schlief ich noch eine halbe Stunde weiter, fand dann aber, dass ich mich doch auf den Weg machen könnte.

Nach einem kurzen wunderbaren Aufstieg auf Schnee, der mir den Winter wieder wohlig in Erinnerung brachte, war der Schnee fertig. Und ich sah, dass der Schilt, der Berg, den ich erklimmen wollte, noch immer in Nebel gehüllt war. Also zog ich die Ski aus und wanderte dem Schnee entgegen.

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Dass da Schnee sein muss, dessen war ich mir sicher, hatte ich ihn doch vor 24 Stunden noch von meinem Balkon aus gesehen. Und wirklich, bald konnte ich die Ski wieder anschnallen. Weil es immer nebliger wurde, machte das Navigieren immer mehr Spass. Weil ich die Gegend da oben aber schlecht kenne, wurde mir auch etwas mulmig zu Mute: Eine Abfahrt im Blindflug durch den Nebel in unbekanntem Gebiet, das macht keinen Spass. So kam ich bald auf dem Schilt an und wusste kaum, wo oben und unten ist.

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Während ich etwas unschlüssig auf dem Gipfel rumstand und nicht so recht wusste, was nun zu tun sei, hob ein Windstoss die ganze Sache in die Höhe und alles sah anders aus.

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Ich suchte mir den steilsten Hang mit Schnee und stürzte mich ins Vergnügen. Immerhin 450 Höhenmeter auf bestem Firn lagen vor mir. Manchmal hat man einfach Glück.

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Die 450hm Abfahrt führten mich in eine Sackgasse, also musste ich wieder aufsteigen. Doch auch das war ein Vergnügen. Ich konnte meine Spur bewundern und Gehen im Steilhang üben. Ich fühlte mich wie im Winter, ausser dass es überhaupt keinen Pulverschnee hatte. Aber ich, die Ski und die Berge – das war einfach schön.

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Als ich wieder auf dem Gipfel ankam, hatte sich das Panorama gegen Süden so ziemlich enthüllt. Ich genoss eine gute Gipfelrast an der Sonne und machte mich dann auf zu neuen Taten.

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Zuerst fuhr ich etwas runter, erwischte noch einen herrlichen kleinen Steilhang und stieg dann steil zum Siwellen hoch. Die Abfahrt war nochmals ein Traum. Die Hänge waren schön steil und der Schnee so griffig, dass man sich ganz der Fliehkraft hingeben konnte.

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Zum Schluss stieg ich noch auf dem aperen Grat auf den Färistock, von dem aus ich meine ganze Tour überblicken konnte. Rot ist Aufstieg, blau Abfahrt.

Tour

Die „Nordwand“ des Färistockes bot noch Platz für ein paar schöne Kurven und dann war die Maiskitour gegessen.

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Es war nun schon halb 11 und die Sonne begann dem Schnee sehr zuzusetzen. Ich rutschte noch die letzten nassen Schneereste runter und war die Sehenswürdigkeit für Wanderer.

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Anschliessend stieg ich ab zu meinem Velo, war bald unten an der Linth und folgte ihr bis nach Hause. Mehr aus Scherz als aus wirklichem Verlangen machte ich noch einen Schwumm im 12°C kalten Wasser – nur um sagen zu können, ich hätte an einem Tag eine Skitour, eine Wanderung, eine Velotour und einen Linthschwumm gemacht.

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3 Kommentare zu „Verspätete Eisheilige

  1. Einfach nur GENIAL!!!
    Immer wieder schön zu lesen!!
    Ich liebe die Schweiz, vielleicht schaffe ich es im Sommer endlich mal nach Bergün #love

    Viele Grüße aus der Pfalz

    Mario (fibbs79)

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    1. Danke! Ja, es war voll genial. Es ist cool, wenn ein Plan aufgeht 😀

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