Biwakchallenge-Rechenschaftsbericht Teil 1

Letzten Silvester hab ich im Wildmannlisloch die Challenge für 2017 erhalten: Jeden Monat ein Biwak ohne Zelt. Falls ich einen Unterschlupf brauchte, musste er entweder natürlich oder aus natürlichen Materialien gebaut sein. Ein flaches Tarp war auch erlaubt, oder eine künstliches Dach, das maximal drei Wände hat.

Prolog: Wildmannlisloch

Der Dezember 2016 war so trocken und schneearm, dass der Plan, Silvester im selbstgebauten Iglu zu verbringen, mit vernünftigem Aufwand nicht umgesetzt werden konnte. Nach längerem Überlegen wählten wir als Ersatz das Wildmannlisloch unterhalb des Seluns im Toggenburg. Auch wenn fast kein Schnee lag, war es doch bitterkalt.

Die Nacht in der Höhle hingegen war angenehm. Und so entstand die Idee von der Biwakchallenge.

Januar: Oberchäseren

Bei genügend Schnee ist so ein Biwak eine easy Sache. Dachte ich. Weil ich allerdings irgendwie Panik vor einstürzenden Schneehöhlen habe und weil der Schnee auf Oberchäseren ungefähr dieselbe Konsistenz wie Kristallzucker hatte, grub ich mir keine Schneehöhle und schaffte ich es nicht, ein Iglu zu bauen. Also wurde es nur ein Loch. Spannend war es trotzdem, oder gerade deshalb. Die ganze Geschichte gibt es hier: Nagelfluhexpedition. Weil mir die ganze Geschichte nicht so wirklich ins Programm passte, hatte ich sie bis Ende Monat hinausgezögert und bin erst am letztmöglichen Termin losgezogen.

Februar: Mondmilchgubel

Eine Woche später hatte es in den wunderbaren Schnee reingeregnet und ein Freund von mir fand, er wolle mit mir eine Grillparty feiern. Das passte mir natürlich ins Konzept und so besuchten wir den Mondmilchgubel im Tösstal. Wir reisten mit den Velos an, mussten die letzte Meile aber zu Fuss zurücklegen. In den Chrächen hatte der Föhn den Schnee noch nicht weggeputzt.

Am Ziel angekommen wurde zuerst mal ordentlich gefeuert und dann gegrillt.

Nach einer stürmischen Nacht, während der uns die Höhle guten Schutz bot, tagte ein frischer Morgen.

Der Kollege machte mich fast etwas eifersüchtig mit seiner bunten Schlafstatt.

Bevor wir wieder aufbrachen, haben wir noch längere Zeit gefeuert und verschiedene Dinge auf dem Feuer gekocht. Feuer, Natur und Kochen sind halt einfach schön :love:



Aber irgendwann mussten wir dann doch aufbrechen. Für den Nachmittag war nämlich wieder Regen und Schnee angesagt. Und so rollten wir nach dem Fussmarsch wieder aus dem Chrachen heraus.

Man beachte die Eisplatten neben dem Vorderrad meines Velos. Die bedeckten ein paar Tage früher noch die Töss. Vom Tauwetter und den starken Niederschlägen war die Töss stark angestiegen, hat ihren Eispanzer gesprengt und die Eisplatten am Ufer gegen die Bäume gespült.

März: Hagen

Im März machte ich meine erste epische Tour des Jahres. Ich fuhr auf den Hagen, den höchsten Punkt des Kantons Schaffhausen. Dazu baute ich mein Poschtivelo in ein Gravelbike um und packte zum ersten Mal die Hängematte ein. Gravelbike und Hängematte waren Liebe auf den ersten Blick. So musste das Poschtivelo im Laufe des Jahres noch ein paar Mal als geländegängiges Rennrad hinhalten.

In Erinnerung blieb mir v.a. wie viel Mühe mir das Feuern mit dem komplett durchnässten Holz machte, aber auch die tollen Abschnitte auf verschiedenen Kiesstrassen.

 

April: Lehenkopf

Das zweite Aprilwochenende wartete mit bestem Wetter auf. Mein Bruder brachte es auf den Punkt: Er habe in der ganzen Schweiz rumgesucht und keinen Ort gefunden, wo es nicht schön sein sollte. Also beschlossen wir nach Deutschland zu fahren. Dort war nämlich dasselbe Wetter angesagt und wir hatten etwas mehr Bewegungsspielraum, weil da nur der Schwarzwald ist und keine Alpen.

Vom Gravelvirus angefixt strippte ich wieder mein Poschtivelo und machte mich auf die lange Tour. Die Geschichte gibt es hier: Projekt Donauquelle.

Mai: Ober Stafel und 

Im Frühjahr lief die Sache wie geschmiert. Im Mai gab es sogar zwei Biwaks, die die Vorgabe technisch gesehen erfüllten. Auf Ober Stafel musste ich sogar etwas Schnee wegräumen, um mein Lager zu errichten. Aber irgendwie war der Übernachtungsplatz schon etwas gar häuslich.

Die Geschichte zur Mai-Skitour gibt es hier: Verspätete Eisheilige.

Eine Woche später war es brütend heiss und ich machte die nächste Tour. Die Tour begann, wie es sich für einen heissen Mai-Tag gehört, mit einer Furtung

Und schon 20km weiter war erneut Abkühlung angesagt

Anschliessend ging es nervenaufreibend den Berg hoch. Ich war in zwei beinahe Streifkollisionen verwickelt, weil ungeduldige Automobilisten mich Velocipedisten an unübersichtlichen Stellen überholen wollten und dann von entgegenkommendem Verkehr überrascht wurden. Bremsen quietschten, durch offene Fenster wurde geflucht und ich machte mich zweimal möglichst schmal.
Das Ziel des grossen Verkehrsaufkommens war aber auch hübsch:

Es gab da nochmals eine unangenehme Situation, weil mich ein weiterer Automobilist auf einem sich verengenden Strassenabschnitt überholen wollte und meine Geschwindigkeit unterschätzte. So wurde die Strasse schmal, bevor er mich überholt hatte. Also quetschte ich ich nochmals an die Felswand :spinner:

Bald darauf war dann endlich Fahrverbot und es wurde herrlich ruhig. Hinter dem Pässchen ging es wieder runter.

Zum Abschluss galt es nochmals 1000hm zu überwinden, um an den Übernachtungsort zu kommen. Ich versteckte mich vor dem Wildhüter, der mit seinem Subaru eine Kontrollrunde machte – zumindest reimte ich mir diese Geschichte zusammen – und brutzelte mir ein Abendessen.

Am anderen Morgen gab es Frühstück an der Sonne

und dann wurde wieder Rad gefahren. Diesmal schön beschaulich und ohne Autostress, schliesslich war Montag. Um jeglicher Konfrontation aus dem Weg zu gehen, blieb ich auf der Höhe. War eh schöner da.

Zumindest meistens.

Darum ging ich noch höher rauf.

und fand zuoberst ein Chappeli

Es ging runter und noch auf einen letzten Pass hoch, von dem ich mehr oder weniger nach Hause rollen konnte.

Juni: Amselgschwänd und Cheisacher

Alle Pfadfinder und sonstigen Pfingstlagerbegeisterten wissen es: An Pfingsten regnet es. 2017 sollte da keine Ausnahme sein. Darum begruben wir unseren wunderbaren Jurabikeplan, sattelten die Tourenräder und organisierten eine Tour, die vom Regenradar gesteuert wurde. Für mein Poschtivelo hiess das, dass es wieder Federn lassen musste. Die erste Nacht verbrachten wir im Gruobi Amselgschwänd. Diesen Ort kannte ich von einer vergangenen Tour, und fand, dass er perfekt dafür geeignet sei, die angekündigten nächtlichen Gewitter abzuwettern. Zudem hat ein Gruobi nur drei Wände.

Tags darauf planten wir die Tour nach den zu erwartenden Niederschlägen und kamen so tatsächlich bald an die Sonne und strandeten am Schluss im Jura. Das Wetter war nicht ganz sicher, trotzdem spannte ich wieder meine Hängematte. In der Nacht gab es wirklich keinen Regen – dafür mehr als genug Mücken. Die Hängemattensaison schien also vorüber – oder ich musste mir etwas Neues einfallen lassen.

Zur Tour gibt es keine Fotos, nur einen (langweiligen) Film

 

 

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