Ans Meer. Prolog: Obersee – Basel

Der Winter war zwar nicht besonders hart, aber schneereich und lang. Noch an Ostern sank die Schneefallgrenze deutlich unter 1000m und die Motivation fürs Biken wuchs zusammen mit der Zunahme der Tageslänge, doch in der Realität waren weiterhin Skitouren angesagt. In der Grippesaison hatte auch ich ein paar unproduktive Tage zu Hause und plante in dieser Zeit eine Route ab Lyon durch das Massiv Central und die Cevennen in die Camargue. Doch je näher der Abreisetermin rückte, desto klarer wurde, dass da noch zu viel Schnee liegt. Als in der Woche bevor es losging, in den Cevennen weiterhin Schnee fiel, warfen wir alles über den Haufen und vertauschten das Mittelmeer mit der Nordsee, denn da war das Wetter einfach besser.

Die erneute Tourenplanung geschah unter Zeitdruck; wir überlegten, wie wir das Gepäck transportieren und navigieren wollen und zusätzlich wurde mir klar, dass ich eigentlich von zu Hause starten muss. So machte ich mich am Freitag, dem 13. April kurz vor zwei auf den Weg zu meinem Mitfahrer…

Eigentlich hätte ich ja früher los wollen, doch wie es so ist, das Büro, die letzten Reiseplanungen und sonstige ganz wichtige Geschäfte können ganz schön bremsen. So mach ich mich eben erst deutlich nach dem Mittag auf die 130km lange Reise nach Basel. Weil ich noch vor Sonnenuntergang ankommen will, muss es schnell gehen und so fahr ich der Nähe nach, das heisst: Durch die Agglomeration Zürich. Ich komme da noch knapp vor Feierabend durch, darum hält sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen. Was mich aber schier verzweifeln lässt, sind die Ampeln. Zwischen Dübendorf und Brugg ist nicht an gepflegtes Radfahren zu denken, weil gefühlt alle 100m so ein Ding steht und man mit einem bepackten Bike schlicht die Grünphasen verpasst und bei jeder anhalten muss. Die Sache fällt mir besonders auf, weil es da, wo ich wohne fast keine Ampeln gibt; und die, die es gibt, umfahre ich mit dem Velo weiträumig.

Das macht wohl auch der Rennradler, der mich in Affoltern mit Vollgas überholt. Er biegt bald einmal nach rechts ab – wahrscheinlich kennt er als Local einen besseren Weg als ich. Ich folge der direkten Linie und sehe 10km weiter in Wettingen, wie er von rechts wieder hinter mir einbiegt. Entweder war sein Weg massiv länger, oder aber das fulminante Überholmanöver war nur ein kurzes Feuerwerk.

Egal, mit angenehmem Rückenwind fahr ich weiter bis Brugg. Links drohen immer wieder dunkle Wolken. Zwei kurze Schauer habe ich schon abgekriegt. Nun sieht es schlechter aus. Als ich den Bözberg hochfahre, wird es stürmisch und es beginnt zu donnern. Ich suche Zuflucht in einem strategisch günstig platzierten Bushäuschen bei Gallenkirch und lass das Gewitter vorbeiziehen. Eine halbe Stunde hab ich Zeit, sonst wird es eng mit dem Sonnenuntergang.

Die halbe Stunde reicht, dann zeigt sich ein Regenbogen und ich kann weiterfahren. Leider hat der Wind nun gedreht. Das merk ich v.a., als ich nach Möhlin hochfahre. Aber auch das geht vorbei und pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich den Vorort von Basel, wo mein Mitfahrer wartet. Wobei „wartet“ der falsche Ausdruck ist. Er ist noch mitten in den Tourvorbereitungen und bastelt noch bis weit in die Nacht hinein an seinen Gepäcklösungen und an seinem GPS.

Der Prolog war für mich auch eine Testfahrt: Mein Nabendynamo kann mein eTrex Touch 35 über einen Pufferakku zuverlässig mit Strom versorgen – zumindest bei dem Tempo.